Dienstag, 8. Mai 2012

Machen wir uns doch einfach UNSICHTBAR ...


... oder wie die klassiche Magie wirklich funktionierte ...

Liebe Hexen, Hexer und Interessierte, wer hat sich das als Kind nicht mindestens einmal erträumt - sich auf Kommando unsichtbar machen zu können. In den Büchern um den Zauberlehrling „Harry Potter“ funktioniert das wunderbar mit einer unsichtbar machenden Decke. Nun könnte sich der geneigte Leser auch einfach eine Decke über den Kopf ziehen, um vom Chef nicht gesehen zu werden. In gewisser Weise macht auch jede normale Decke „unsichtbar“. Doch mit nur recht kurzfristig und mit mässigem Erfolg, wie ich vermuten möchte.

Ich habe das Glück, Zugang zu echten alten Beschwörungsformeln und Zauberbüchern zu haben. Dort finden sich unter anderem mehrere faszinierende Abhandlungen, wie man sich unsichtbar machen kann. Mit Erfolgsgarantie sogar! Hm! Aber irgendetwas ist davon immer schwierig zu beschaffen. Und die alten Schriften sprechen stets davon, man müsse sich sehr exakt an die Vorgaben halten. Haben Sie schon einmal versucht, einem wilden Wolf drei lange Haare vom Ohr zu zupfen? Ausgerechnet auch noch vom rechten Ohr! Und man muss es selbst tun, sonst wirkt der gesamte Zauber nicht. Aus den Wolfshaaren muss man sich alsdann einen Ring für den kleinen linken Finger flechten. Die anderen Zutaten zu diesem Zauber sind dann wieder einfacher zu beschaffen. Da wäre zum Beispiel ein Frauenohr. Nein, nicht was Sie nun wieder denken. Es ist eine seltene Pflanze, die heute unter ganz anderem Namen bekannt ist.

Von solch schwierigen Zaubern fand ich recht viele in den Büchern und Aufzeichnungen. Alle hatten „irgendwie“ einen kleinen "Pferdefuss" dabei, Dinge, die recht schwierig zu beschaffen sind und waren. Unsere Vorfahren/innen waren wirklich sehr findig in solcher Magie. Und wie haben die Hexen alter Zeiten so erfolgreich zaubern können? Die Antworten sind sehr einfach. Natürlich genau wie heute, mit ihrer geistigen Kraft, dem magisch arbeitenden Unterbewusstsein! Aber auch mit sinnestäuschenden und halluzinogenen Hexenkräutern. Die meisten typischen und klassischen Hexenkräuter gehören in die Familie der Nachtschattengewächse (Solanazeen). Zu dieser Familie gehören nicht nur Klassiker wie Tollkirsche, Stechapfel und Alraune, sondern auch Gemüsepflanzen wie Kartoffel und Tomate und der beliebte Tabak.

Und unsere Vorfahren, die Hexen, Hexer und Magier alter Zeiten, beherrschten die Kunst der Suggestion virtuos. Es gelang ihnen, selbst grössere Menschenansammlungen in ihrem Bann zu ziehen. Und warum? Um ihre Macht und Einfluss in den Bereichen der Magie noch zu unterstreichen. Das Erzeugte fast Ehrfurcht. Man könnte auch von klassischer Hypnose sprechen, mit und ohne Unterstützung halluzinogener Hexendrogen und Elixiere. Die frühen Kenntnisse über Hypnose und Manipulation des Bewusstseins waren den Normalmenschen vergangener Jahrhunderte vollkommen unbekannt, die Hexen kannten sich jedoch damit bestens aus. So war es auch keine Schwierigkeit jemandem vorzugaukeln, er würde in ein Schaaf verwandelt. Und der staunenden umstehenden Menschenmenge ebenfalls nicht. Skeptiker würden nun sofort aufschreien: Nicht jeder Mensch lässt sich hypnotisieren! Falsch! Jeder ist zu hypnotisieren. Nur wenn man vorher KENNTNIS davon hat, man solle hypnotisiert werden soll. Ansonsten kann das bei versierten Hypnotiseuren recht schnell gehen.

Apropos unsichtbar. Ich war vor noch nicht allzu langer Zeit in einer Hypnose-Show. Der Hypnotiseur suggerierte seinem „freiwilligen Opfer“, sie würde auf Kommando erwachen und ihn nicht mehr sehen. Für ihr Bewusst sein war er einfach verschwunden, ansonsten konnte sie alles wahrnehmen. Sie hörte verwundert die Stimme des Mannes und sah vermeintlich das rote Tuch durch die Luft „schweben“ (was der Hypnotiseur in seiner Hand schwenkte). Nur den Mann selbst konnte ihr manipuliertes Bewusstsein nicht sehen. Genau das bestätigte die junge Dame später nach der faszinierenden Bühnen-Show. Das Beispiel zeigt uns, wie leicht das Bewusstsein von Menschen zu manipulieren ist. Schmerzen lassen sich in veränderten Bewusstseinszuständen einfach „wegdenken“ (im asiatischen Bereich wurde früher so operiert) und andere Phänomene scheinen real zu werden. Selbst das scheinbar so unbestechliche Auge lässt uns Dinge sehen, die gar nicht da sind – oder umgekehrt. Auch das war ein Teil der Magie der klassischen Hexen vergangener Zeiten.

Natürlich gibt es auch heute Stoffe und Substanzen die das Bewusstsein beeinflussen, ohne zu berauschen, ohne Drogen und auch ohne Hypnose. Zu diesen Stoffen gehören magische Öle. Sie wirken auf das Unterbewusstsein, das uns magisch arbeiten lässt. Es sind Duftkompositionen, die Situationen verändern können. Und es gibt da sogar ein Öl, das „unsichtbar“ macht. Nein, ganz so wie bei Harry Potter mit dem Tuch über dem Kopf – oder in der Sage um den Zwerg Laurin mit seiner Tarnkappe – funktioniert das natürlich nicht. Aber es macht den Anwender unscheinbar. Sehr unscheinbar. Lässt zum Beispiel nach einer Party zweifeln: „Ach, die Amanda war auch heute hier? Gar nicht bemerkt.“ Andere Duftstoffe bringen uns dagegen stark in den Vordergrund, so dass uns alle fasziniert beachten.

Liebe Leserinnen und Leser. Wir sehen wieder einmal, alles um uns herum ist Magie. Vom unscheinbaren Stein, den wir aufladen können, bis zu duftenden Stoffen und Kräutern. Und das Besten von allem – etwas, was uns ständig präsent ist, fernab von Ritualen und magischen Utensilien: der menschliche Geist.

Liebe Grüsse, Maran

Den Text habe ich 2004 in der Hexenzeitung ESBAT veröffentlicht!

(C) www.Hexer-Maran.com

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