Sonntag, 1. Mai 2011

Eine Geschichte zu Beltane / Walpurgisnacht


Walpurgis

Irgendwo in deutschen Landen. Edelgard schmückte sich für das Fest der Feste. Sie steckte sich das selbst geflochtene Diadem aus Blüten ins Haar und dekorierte sich mit wunderschönen Steinen, die Edelgard am Wegrand gefunden hatte und die für sie vor Energie nur so sprühten. Es war früher Nachmittag, der 30 April. Ein wunderschöner Tag für ein wundervolles Fest - Walpurgis. In fernen Landen, so sagte man sich, wurde das Fest unter Eingeweihten auch Beltane genannt. Weit weg von hier, auf der grossen Insel, von der man sich erzählte. In dieser Nacht auf den 1. Mai fandet jährlich das traditionelle Fest des wiedererwachenden Frühlings statt, an dem Sonne und Erde eine innige Verbindung eingehen – die heilige Hochzeit des Männlichen und Weiblichen.

Der Treffpunkt für Edelgard und ihre spirituellen Brüder und Schwestern war der Blocksberg. So nannte der Volksmund in dieser Gegend den Hexenberg. Dort oben auf der Kuppe, wo der steinerne Altar in die Ewigkeit gemeisselt schien, fand das heilige Fest statt. Dort trafen sich Edelgard und die anderen Hexen aus dem Umfeld. Viele Kuppen, Anhöhen und Bergspitzen nannte man zu dieser Zeit Blocksberge - wohl abgeleitet vom Bocksberg, wo sich angeblich die Hexen mit dem Bock, dem Tier, vereinigten. Für Edelgard und ihre Freunde und Freundinnen war das aber ein Märchen, eine Sage. Mehr nicht. Edelgard hatte gehört, dass es ganz weit entfernt, im Harz, einen in ihren Kreisen sehr bekannten Blocksberg gab, den Brocken. Der war aber so weit weg, dass sie ihn kaum jemals erreichen würde. Vielleicht doch irgendwann einmal in ihren Leben, das wäre schön.

Es wurde wohl ausgelassen gefeiert, gegessen und getrunken, gelacht und getanzt. Das gehörte immer dazu. Nachdem Edelgard ihr schönstes Gewand angelegt hatte, das leuchtend grüne, welches ihr fast bis an die Knöchel reichte, griff sie nach dem Besen und dem geflochtenen Korb mit den Gastgeschenken. Das Brot im Korb hatte die junge Frau selbst gebacken, der dunkelrote Wein stammte vom alten Bauern Goos, dessen Frau sie wieder gesund gemacht hatte und der Schinken war ein Geschenk vom Dorfschmied für ihre Unterstützung in Liebesdingen. Nun, den Besen nahm sie einfach als Symbol mit, um negative Energien einfach hinfort zu fegen.

Edelgard verliess ihr keines Steinhaus und atmete die würzige Luft ein. Vom nahem Wald her kam eine Brise herüber. Sie hatte nun einige Zeit zu gehen. Im Nachbardorf, durch das sie sowieso hindurch musste, hatte sie sich mit Gertrud und Rüdiger verabredet, die sich ihr anschlossen. Die drei Hexen würden sicher noch vor Einbruch der Dämmerung den Ritualplatz auf dem Blocksberg erreichen.

Liebe Leser, nun sind wir in unsere heutige Zeit zurück gekehrt. So oder ähnlich mag sich manche Vorbereitung dass das heilige Walpurgisfest in längst vergangenen Zeiten abgespielt haben. Man schmückte sich mit edlen Dingen, nahm Gaben zum Essen und Trinken mit und machte sich auf den Weg zum nächsten Hexentanzplatz.

Am Abend vor dem ersten Mai fanden also die grossen Frühlingsfestlichkeiten der Hexen statt. Ihnen entspricht Samhain oder Halloween am entgegengesetzten Pol des Jahres (31. Oktober). In Deutschland ist dieser Abend als Walpurgisnacht bekannt. Der legendärste Versammlungsort der Hexen während dieser Nacht ist der Brocken, der höchste Berg im Harz. Goethe hat dieses wilde Fest im "Faust" detailliert beschrieben.

Man stelle sich vor, dass der Sonnengott, der in der Zwischenzeit von Jul bis Beltane – Walpurgis – zum geschlechtsreifen Jüngling herangewachsen ist, nun wieder die Herrschaft über die Zeit übernimmt. Die Mondgöttin, welche die Fruchtbarkeit symbolisiert, ist zur fruchtbaren Jungfrau herangewachsen. Mann und Frau, männlich und weiblich, sind nun herangereift, um Neues zu schaffen. Die Natur bricht auf, die Sonnenkraft nährt und stärkt. Die Leichtigkeit greift um sich und die Zeit des Mangels und des Sparens ist nun vorbei. Nun beginnt wieder die Zeit, wo wir direkt von der Natur versorgt werden und nicht mehr auf das Eingemachte zurück greifen müssen.

Was jedoch macht Walpurgis – Beltane - für Nichteingeweihte zu unheimlich? Es ist die Zeit der Hexen. Beltane gilt als der höchste Feiertag unter den Hexen. Man traf sich aus allen Teilen des Landes, um ein wildes und ekstatisches Fest zu feiern. Den männlichen und weiblichen Hexen wurde schon immer sehr viel magisches Wissen, ebenso wie Heilkraft und die Kunst des Orakelns zugesprochen. Dadurch waren sie schon immer den Menschen unheimlich.

Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern eine wunderschöne Walpurgisnacht, ausgelassen und heiter. Begrüssen wir das Erwachen de Natur in ihrer Schönheit und Vielfaltigkeit.

Euer Hexer Maran



PS. Diese Geschichte wurde von mir wurde vor einiger Zeit in der Hexenzeitung ESBAT veröffentlicht!


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